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Channel: Frau K. wandert im Saarland
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Auf der Liebenburg in Namborn - mit zwei Rittern

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Warum habe ich Wochen benötigt, um diesen Beitrag zu erstellen? 

Ich war dort nämlich schon am 11. Juni 2017. 

Der Grund ist, dass ich im Kopf hin- und hergewälzt habe, wie ich würdig und angemessen die Intensität der Führung durch zwei Ritter, ihre Fachkenntnis und immer spürbare Begeisterung für dieses mittelalterliche Zeugnis in meinen Beitrag packen kann - und immer wieder scheiterte zwischen meinem Bedürfnis, den beiden Rittern gerecht zu werden, aber auch andererseits nicht zu viel Information in einen Ausflugs-Beitrag zu packen, der normale Blogleser will es sooo genau dann doch nicht wissen, das ist mir klar.

Also ich fange mal am besten beim Anfang an:

Ich hatte im Treff Region der Saarbrücker Zeitung von der Führung um 16 Uhr gelesen, und da ich noch nie von dieser Burg gehört hatte, kam dies auf meine Tagesplanung.

Eigentlich hatte ich vor, den ganzen Nachmittag im St. Wendeler Land zu verbringen und dazu einen ausgefuchsten Plan erstellt:

- Nationalparkfest am Bostalsee
- Burgführung auf der Liebenburg in Namborn
- und ab früher Abend dann zum Stadtfest in St. Wendel

diese drei Orte liegen passend wie auf einer Perlenkette aufgereiht, also voll logischer Plan :-)

- zuerst also am Bostalsee das Naturparkfest anschauen: Dort angekommen, kehrte ich jedoch wegen der Auto- und Menschenmassen und der ewigen Parkplatzsuche (und dann auch noch 4 Euro!!! Nee ehrlich, ich zahl nicht 4 Euro um ein Fest zu besuchen, never!) wieder um

- dann habe ich mich ein wenig in der Gegend herumgetrieben und hübsche Örtchen angeschaut (Spazierengehen/Wandern/Laufen ist ja immer noch untersagt gewesen wegen des Fußes), bis es dann kurz vor 16 Uhr war.

Nach ein wenig Suchen (leicht irreführendes Durchfahrtsverbotschild auf dem Weg zur Burg und Hinweis auf einen Parkplatz, den man aber nur bei Missachtung dieses Verbots erreichen kann ... und ich hab mich nicht getraut) kam ich nach vielleicht 70 Metern steilem Anstieg (mein Fuß!) auf dem kleinen Plateau unterhalb der Burg an, es war kurz vor 16 Uhr und kein Mensch da....

Hm - sollte ich den Termin verwechselt haben? Na, ich warte mal ab.

Dann kam doch noch jemand, und zwar ein Auto mit Inhalt "Ritter" :-)

Und das war Baldemar von Odenbach (alias Rüdiger Andres von der Gemeinde Namborn - und die Gemeinde hätte niemand Besseren oder Engagierteren für diese Aufgabe finden können!) in voller mittelalterlicher Bekleidung, was mir allein schon wegen der Hitze allen Respekt abnötigte.

Wir warteten und warteten, und zwar zum einen auf weitere interessierte Besucher, zum anderen auf einen weiteren Ritter, nämlich  Ludwig von Sötern.
Dieser steckte jedoch mit seinem Ritterauto :-) ganz profan in einem Stau und kam dann doch noch an, ebenfalls in vollem Ornat, sozusagen.

Ich dachte nun, die beiden sagen die Führung ab, weitere Besucher stellten sich nämlich nicht ein (zu groß wohl die Konkurrenz der beiden oben genannten Großveranstaltungen), denn für ein einzelnes Weiblein...aber nein, da kam die volle Ritterlichkeit durch und ich erhielt eine 1a-superduper-Intensiv-Führung nur für mich alleine!!!

Es war klasse, ich interessiere mich ja sowieso für Historie (und hätte, wenn denn die Entscheidung nicht auf ein Studium für einen "Brotberuf" hätte fallen müssen) gerne auch ein Fach in dieser Richtung studiert, und so war diese Führung an mich auch definitiv nicht verschwendet, ich konnte mich voll in die damalige Zeit und die ursprüngliche großartige Bebauung des Burgbergs hineinversetzen.

Und nun kommt mein Dilemma: ich kann das nicht hier wiedergeben, es ist einfach zu umfangreich und zu detailliert für so einen Beitrag, was ich da alles erfahren habe, darum setze ich bloß einen Link zu mehr Informationen, so dass die Burginteressierten sich hier das Weitergehende herausziehen können.

Ich zeige darum "nur" die paar Fotos, die ich gemacht habe, sowie das Bild einer Zeichnung, die auf mir ausgehändigten Unterlagen den Umfang und die Bedeutung der Burg zeigen, dann möge sich jeder ein Bild machen!

Die Liebenburg in Namborn
(Baubeginn vermutlich 1170)

Vom Parkplatz aus gesehen:


"Pferd" und Schwert von Baldemar von Odenbach


Die Infotafel





Hier kann man sich ein Bild machen, wie es wohl vor den Zerstörungen aussah:




wie schade drum!!!

Und hier sieht man, wie steil es zur Burg hochging, für Angreifer eine gewaltige Schwierigkeit


ein paar Impressionen:









wenn man hier etwas genauer hinschaut, kann man (unterhalb der Treppe) die Überreste eines ehemals großen Gewölbes erkennen:




Fragment eines Katapults (?), das von einem Mittelalterfest übrig blieb


die Sicht war wirklich fantastisch, 360 Grad Rundumblick






die Burg wurde den natürlichen Gegebenheiten des Berges angepasst, das sieht doch aus wie ein Schiffsbug, nicht wahr? 



Übrigens:

wem nach Heiraten zumute ist - das kann man in diesem Turm tun!

Hochzeit auf der Liebenburg 


P.S.: 

was ich am Rande noch bei dieser Führung gelernt habe und vorher nicht wusste:

- das gezackte Ding, was man auf so vielen mittelalterlichen Wappen findet und was "Wolfsangel" heißt, war tatsächlich ein grausiges Gerät, um Wölfe zu fangen und zu töten!

guckt ihr hier 

- außerdem erfuhr ich, was die mit dem entsprechenden Wappen bestickte flache Tasche an der Kleidung des Ritters bedeutet: das war ein Almosenbeutel ! Es gab noch keine Taschen innerhalb der Kleidung - und von daher kommt übrigens auch das Wort Beutelschneider (wenn dem Almosengeber durch Diebe die komplette Tasche entwendet wurde)



Herzlichen Dank an beide Ritter für eineinhalb hochinteressante Stunden!





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