Quantcast
Channel: Frau K. wandert im Saarland
Viewing all articles
Browse latest Browse all 242

Biberexkursion mit Naturwacht-Ranger Michael Keßler 13. Nov. 2016

$
0
0

Treffpunkt war in Bliesdalheim an der Brücke über die Blies, gegenüber vom Ranger-Auto diese Infotafel:







Wir sind eine Gruppe von vielleicht 25 Personen, die kleine Wanderung beginnt auf dem Radweg, der parallel zur Blies verläuft, nach wenigen Metern allerdings (es hätte mich ja auch gewundert, wenn es „zivilisiert“ weitergegangen wäre :-) schwenkt der Ranger nach links auf eine Wiese in Richtung Blies, und von da in ein kleines Wäldchen, wo unser erster Halt ist, wir stehen zwischen hohen Bäumen, die mit Efeu bewachsen sind.



Wir hören interessante Informationen über Biber und das Biosphärenreservat Bliesgau, ich kann diese natürlich nicht alle wiedergeben, hängengeblieben ist, dass Herr Keßler als Ranger ein Gebiet von 38-40.000 Hektar betreut, was ja wirklich enorm ist.

1999 wurden durch den Nabu (Naturschutzbund) die ersten Biber an der Blies ausgewildert. Das ist nun 22 Jahre her und mittlerweile leben an der Blies 80 Tiere, im gesamten Saarland etwa 600.



Hier frage ich Herrn Keßler auch, ob er auch dieses Mal wie bei der letzten Exkursion ständig und überraschend Anschauungsmaterial aus rätselhaften Quellen hervorzaubern wird, denn er trägt weder Tasche noch Rucksack, wie schon bei der naturkundlichen Wanderung Mitte Oktober …. ich soll mal abwarten.....



Es geht ein kleines Stück weiter querfeldein 



bis zu einem alten Apfelbaum, auch in Ufernähe (wir halten uns sowieso natürlich die ganze Zeit über nahe der Blies, die sehr ruhig dahinfließt, auf), dieser ist zum Schutz gegen den Biber mit Sackleinen und Schnur umwickelt.




Wir werden aufgefordert, uns mal umzudrehen – und Überraschung, dort steht ein Baum, für den diese Maßnahme allerdings zu spät kommt, er hat schon die „Sanduhrform“ und ist rundum benagt.





Hier an dieser Stelle wird auch mit meinem ersten Irrtumüber die Gründe, warum Biber an Bäumen nagen, aufgeräumt: ich glaubte bisher, sie täten das, um Dämme und Burgen zu bauen, aber nein, das wäre an einem Fluß wie der Blies, der tief genug ist für die Baubedürfnisse der Biber, gar nicht nötig, nein, sie wollen an das Obst, das auf den Bäumen wächst, so fällen sie die Bäume und „ernten“ dann.

Die reinen Pflanzenfresser nehmen aber auch gerne die Blätter und Triebe der Bäume und fressen auch mal komplette Äste, aber auch Gras und krautige Pflanzen.



Übrigens haben die Baumbesitzer keine Regreßansprüche bei beschädigten Bäumen (ist halt so, wie wenn die Amseln die Kirschen fressen).



Herr Keßler lässt ein Foto vom Staudamm eines einzelnen, am Rohrbach lebenden Bibers herumgehen. An der Blies, wie gesagt, müssen die Biber nicht stauen oder bauen.





Es geht nun wieder zurück Richtung Brücke und dann zwischen Radweg und Flussufer bis zum nächsten „Infostopp“. Wir erhalten eine kleine Ortskunde, z.B. war dort, wo heute der Radweg verläuft, eine Bahnlinie, und dahinter stehen die Häuser der Hauptstraße, deren Gärten zum Flussufer hin waren durch die Bahnlinie geteilt, heute sind diese Gärten verwildert bzw. brachgefallen.
 

Wir staksen nach rechts ins Gebüsch, es geht im Gänsemarsch, weil der „Weg“ schmal ist, wir kommen zu einem ersten vom Biber gefällten Baum.





Und wie sollte es anders sein, MK zaubert ein Bibergebiss hervor sowie ein Glas mit zwei Biberzähnen, die bei den Teilnehmern rundgehen dürfen.

So hat man wirklich einen Eindruck, mit welchem Werkzeug sozusagen der Biber arbeitet.






Ein Kind bekommt ein Beil und darf versuchen, von dem gefällten Baum einen Span abzuhaken, was nur mit Mühe gelingt und die Leistung dieses Tiers verdeutlicht. Die Zähne des Bibers wachsen immer wieder nach.



Feinde des Bibers sind vor allem der Straßenverkehr, aber auch z.B. Hochwasser, wenn Jungtiere im Bau ertrinken.

Biber sind monogam und können 10 bis 17 Jahre alt werden.



Wir erfahren nun weiter an dieser Stelle, dass die Biber früher nicht nur wegen ihres Fells, sondern auch als Fastenspeise gejagt wurden, denn die Klöster legten fest, wer wie der Biber im Wasser lebt und schwimmt, der kann ja kein Tier sein, sondern wurde einfach als Fisch deklariert und verzehrt.

Ein Biber-Kochrezept macht die Runde.




Wenn ein Biber aus dem Wasser steigt, ist er sofort wieder trocken, denn er besitzt eine Drüse, mit der er sein Fell wasserabweisend einfettet, und auch wegen dieses Sekrets, dem sogenannten Bibergeil, dem man Heilwirkung nachsagte, wurde er verfolgt.




Es geht nun weiter durch Gestrüpp auf einem Trampelpfad, wir sehen mehrere sogenannte Biberrutschen, das sind Stellen, an denen der Biber aus dem Wasser kommt.






Wir bleiben an riesigen, dicken Schwarzpappeln stehen, die stark mit Efeu bewachsen sind, wie MK uns erläutert, schadet der Efeu ihnen jedoch nicht, da er die Bäume lediglich als Klettergerüst benutzt, nur wenn er die Baumkrone verschattet, beeinträchtigt er den Baum.

Der Baum auf diesen Fotos ist etwa 100 Jahre alt, er stand also wohl schon vor oder zu Zeiten des 1. Weltkrieges hier.





Wir gehen weiter und sehen auch noch mehr Nagestellen des Bibers,







treten dann auf eine Wiese, wo ein einzeln stehender Baum ein wirklich beeindruckendes Beispiel für Biberaktivität abgibt.






Und da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass wir bei einer solch großen Gruppe einen lebenden Biber antreffen werden, wer hätte es nicht geahnt? Hat MK natürlich auch einen Ausstellungsbiber parat, wo er diesen hergeholt hat, wird an dieser Stelle nicht verraten ;-)







Wir dürfen das überraschend weiche Fell des Bibers streicheln, er hat übrigens pro Quadratzentimeter 12-14.000 Haare, am Bauch sogar bis zu 20.000 – während wir Menschen lediglich 500 pro Quadratzentimeter aufzuweisen haben.

In dem breiten Schwanz kann er übrigens im Sommer Fett speichern als Wintervorrat.

Und beim Tauchen (2-3 Minuten, im Extremfall auch bis zu 20 Minuten) kann er die Augen offenlassen, da er eine Nickhaut besitzt – also quasi immer mit einer Taucherbrille ausgerüstet ist.




Hier ein schöner, herbstlich gelber Spitzahorn und eine Herbstimpression:







Wir machen wieder einen Infostopp und staunen über das Foto eines „Bibers in Rage“, dieser hatte einen Baum gefällt, aber er blieb mit der Krone in einem anderen Baum hängen, und so waren Früchte und Blätter unerreichbar, das muss den Biber offenbar in rasende Wut versetzt haben, wie man hier unschwer erkennen kann, er hat gehaust wie ein Berserker, bei dem Anblick muss man allerdings doch etwas grinsen:




Außerdem eine grafische Darstellung einer Biberburg (eine solche sollen wir zumindest von oben betrachtet (anders ist es ja nicht möglich) später noch in Natura sehen






Es geht weiter querfeldein, im Sommer wäre hier schon alleine aufgrund der Brennesseln kein Durchkommen - und auch hier leider überall der invasive Neophyt "drüsiges Springkraut", dem ich auf meinen Wanderung seit einiger Zeit auch überall dort begegne, wo es feucht ist, damit müssen wir uns wohl leider abfinden:





Erneuter Halt am Bliesufer, Blick auf Totholz am gegenüberliegenden Ufer, diese Schwarzpappel war bei einem Sturm in den neunziger Jahren abgebrochen, früher wäre er radikal gefällt worden, heute bietet er vielen Tieren Unterschlupf und kann u.a. als „Spechtübungsplatz“ dienen.




Und warum eigentlich ist der Biber so wichtig? Weil er ein Landschaftsgestalter ist, er ermöglicht anderen Tierarten und vielen Pflanzenarten die Ausbreitung, er schafft Laichhabitate etc. und ist ein Wegbereiter in Auen- und Flusslandschaften.

Und hier blicken wir auf das Zuhause des hiesigen Bibers, zwar unscheinbar, aber doch imposant, was das Tier da angehäuft hat, und das ist ja nur der sichtbare Teil:



 



Fast am Ende der Exkursion horcht MK auf und weist uns, die wir in seiner Nähe unterwegs sind, darauf hin, dass man Kraniche hören kann.



Und fast wie bestellt sehen wir dann quasi als Dessert zu all den bisherigen Eindrücken noch mehrere Zugketten von Hunderten von Kranichen zwischen den Baumkronen vorbeiziehen! 
(sorry, besser sind mir die Bilder davon nicht gelungen, es fing ja auch schon an zu dämmern, aber zeigen wollte ich sie doch)



 

Ein gelungener Abschluss dieser wieder hochinteressanten Exkursion und ein dickes Dankeschön an die wie immer mit Humor und Überraschungen gespickten Erläuterungen des Naturwacht-Rangers!



Viewing all articles
Browse latest Browse all 242


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>