Dass ich diesen Beitrag erst Tage nach dem Besuch schreibe liegt einfach daran, dass es mir schwer fällt, hier eine Balance zu finden zwischen der Bewunderung für die hervorragende Arbeit des Vereins, der diesen Bunker so detailreich eingerichtet hat und pflegt und dem Schrecken, der mich - gerade als Mutter von drei Söhnen - überkommt, wenn ich an die Gründe denke, warum ein solches Bauwerk überhaupt erst errichtet wurde, und vor allem, wie es den Menschen erging, die ihn einst benutzten.
Ich werde nach einiger Überlegung darum hier lediglich Fakten berichten sowie ein paar heitere Begegebenheiten, die bei dieser Besichtigung passierten
Ich hatte eine Notiz im "Wochenspiegel" gelesen, dass man diesen Bunker in Saarbrücken-Brebach besichtigen könne, und da mir Bunker seit frühester Kindheit bei den Spaziergängen mit meinen Eltern lediglich als im Wald herumliegende riesige Trümmerteile begegnet waren und ich andererseits an die Erzählungen meiner Mutter dachte, die als junges Mädchen - sie war in einer Schneiderlehre in der Innenstadt von Saarbrücken in den Kriegsjahren - häufiger bei Fliegeralarm Bunker aufsuchen musste, fand ich das interessant, mir so ein Bauwerk auch mal von innen anschauen zu können.
Da ich normalerweise etwas klaustrophobisch bin, plagte ich den Mann am Eingang zum Bunker mit den Fragen "Kann da was einstürzen?" - "Wie eng ist es da drin, muss man gebückt gehen?""Kann man jederzeit wieder raus?" - was sehr nett und hilfsbereit beantwortet wurde, sodass ich zu meinem eigenen Erstaunen die Krabbelei über die Riesenstufe, die die "Eingangstüre" zu einem kleinen Durchstieg verengt, wagte - und das hatte ich nicht zu bereuen, ich verbrachte mehr als eine Stunde in dem überraschend echt eingerichteten Bunker, ich hatte eigentlich nur nackte, kahle Räume erwartet.
Sollte ich nicht die korrekten Fachausdrücke benutzen, so möge man mir das bitte verzeihen!
Ansicht von der Straßenseite aus
seitliche Schießscharte
so sieht der Eingangsbereich aus, hinten rechts diese Metallklappe mit der sichtbaren kleineren Stufe ist der eigentliche Einstieg, es sitzt noch eine weitere große Stufe darauf, die Türöffnung ist lediglich so hoch wie diese Metalltüre
Schießscharte zum Eingangsbereich hin, die Bezeichnung "Monplaisir" greift den Namen eines Schlösschens auf, das oben auf dem Halberg einst stand, der Bunker ist Teil einer ganzen Bunkerkette, die rund um den Halberg errichtet worden war
quasi der Eingangsbereich, rechts die Öffnung ist die Einstiegstür von innen aus gesehen
das war auch eine meiner ersten Fragen: Wasserversorgung?
Das Gitter im Boden ist der Verschluss eines Brunnenschachts, der, wenn ich mich recht erinnere, über 30 Meter (36?) in die Tiefe zum Grundwasser führt, der Beschreibung des Bunkers nach waren üblich 21 Meter, aber ich bin ziemlich sicher gehört zu haben, dass man hier sicherheitshalber tiefer bohrte
direkt im Anschluss an diesen Eingangsbereich betrat man diesen Aufenthaltsraum, an den Wänden links und rechts hochklappbare Betten, sie kamen mir recht kurz vor, ich erfuhr, dass sie 1,90 m messen, was für die damalige Zeit dann doch wohl in der Regel ausreichend war
ich fragte nach dem etwas merkwürdigen Geruch in diesem Raum, er kam von dem kleinen Ofen links unten, der beheizt war, dazu aber später noch mehr
damit ich es später nicht vergesse zu erwähnen: zu Angriffszeiten hielten sich bis zu 90 Personen in der Bunkeranlage auf, kaum vorstellbar...da wäre ich wohl komplett durchgedreht...
an der Wand rechts ein Fernsprecher, der aber lediglich die Bunkeranlagen untereinander verband
hier der kleine Ofen, zu dem ich noch das Detail erfuhr, dass diese Henkeldinger, Mann, wie heißen die noch korrekt....also Essensbehälter aus dem Grund diese gebogene Form haben, damit man sie zum Erhitzen des Inhalts an diesen runden Ofen hängen kann, wo sie sich dann passgenau anschmiegen
auf dem Tisch vor den Klappbetten einige Originalteile aus der Zeit, die Butterverpackung unten ist auch original über 70 Jahre alt, enthält heute jedoch ein Stück Schaumstoff, logo
rechts neben dem Öfchen noch eine weitere kleine Schießscharte, um den Eingang auch von der anderen Seite her verteidigen zu können
(Frau K. hätte hier besser mal ihr Blitzlicht eingeschaltet...)
das war wohl auch wichtig: schöne Bilder, um einen Gegenüol zu grausamen Realität zu schaffen
was ich vergaß zu fragen: Toilette??? Wie ging das denn? Ich kann es auch aus dem Prospekt nicht ersehen, die Frage hebe ich mir für das nächste Mal auf!
hier der Lageplan der gesamten Bunkerkette, die Pfeile zeigen jeweils die Schießrichtung an
auf der gegenüberliegenden Seite im gleichen Raum dann 3 Lebensmittelkisten an der Wand, diese hatten zum einen den Zweck, die wertvollen Rationen vor Befall zu schützen und andererseits, dass sie bei eventuellen Gasangriffen nicht verdorben wurden
übrigens: all die Beschriftungen von Gegenständen und Wänden, die auch später noch zu sehen sein werden, waren tatsächlich auch damals so angebracht, damit nichts verkehrt gemacht werden konnte
Thema Beleuchtung: der Bunker war ans öffentliche Stromnetz angeschlossen, fiel der aus, so blieben als Notbeleuchtung Karbidlampen sowie die ebenfalls noch originalen, hier zu sehenden Bunkerkerzen, darunter sogenannte Volksempfänger - sprich Radios
sorry für dieses unscharfe Foto, aber da hatte Frau K. versäumt, von Makroaufnahme auf normal umzustellen
dies ist der nächste Raum, von dem Aufenthaltsraum durch eine wahrhaftig 2 Meter dicke Betonwand getrennt, denn er enthält das Hauptgeschütz, das zur Straßenseite zeigt
vorne ist eine sehr dicke Metallwand, wenn ich recht erinnere, wiegt sie alleine 18 Tonnen und ist aus einem Stück gefertigt, um die Mannschaften dahinter zu schützen
hier fand ich es dann doch recht gruselig, denn man wird darauf gestoßen, wofür das Ganze eigentlich erbaut war
die an der Führung teilnehmenden Männer empfanden das sicherlich anders, es war einige Technikbegeisterung zu spüren
dümmliche Frage von Frau K., die die weißen rund-und-eckigen Dinger rechts im Bild zunächst für eine Art Steckdosen hielt (jaaa, bruhaha...), wozu das gut sei: es sind - natürlich - riesige Schrauben! Die eckigen Vertiefungen sind für ebenso riesige Schraubenschlüssel! Hätte frau drauf kommen können...
und nun kommen wir zu der lustigen Geschichte, die mir dort passierte: diese Entlüftungsanlage, die man im Rücken hat, wenn man Gesicht nach vorne zu der Schießöffnung steht, war der Grund fürein paar Lacher von meiner Seite und peinlichen Momenten für einen jungen Mann
ich stand mit dem Rücken zu diesem Gerät, als mir plötzlich kräftig auf den Po geklopft wurde - ich "hoppla, was war denn das?" und der junge Mann rechts von mir (könnte einer meiner Söhne sein), krümmte sich vor Verlegenheit und entschuldigte sich mehrmals, während er auch noch von seinen Kumpels aufgezogen wurde, denn er hatte mal kurz diese Handkurbel bewegen wollen, die setzte sich dann aber in Bewegung, und bauf, knallte sie von hinten gegen mich :-)))
das Ding ist eine Belüftung, funktioniert noch heute und war wohl vor allem bei Gasangriffen auf den Bunker wichtig
so sieht das Geschütz aus, wenn die Luke geschlossen ist, wir durften alle mal durch das Sehrohr (oder wie auch immer das heißt...) schauen, festzustellen war, dass man nur ein sehr enges Gesichtsfeld hatte
der Sack, der angehängt ist, fing die leeren Patronen auf, damit die nicht auf dem Boden herumflogen, wo jemand darüber hätte stolpern können
hier fand dann auch noch ein Zombie-Gespräch statt: einer der jungen Männer meinte, das wäre doch die ideale Zombiebefestigung, und ich als Zombie-Literatur-und-Film-Fan konnte die Klappe nicht halten und rief, dass ich genau daran auch schon gedacht hatte. Daraus entspann sich dann ein Zombie-Fachgespräch, u.a. auch über The Walking Dead, der junge Mann war dann jedoch wohl etwas enttäuscht von mir, dass ich seine Frage, ob ich viele Konserven für eventuelle Zombieapokalypsen horte, mit klarem Nein beantworten musste - er scheint die Sache ernster zu nehmen als ich, für mich ist es lediglich ein mit Abstand betrachtetes Genre zum Alltag-Vergessen, aber er ist wohl Hardliner...
das hier war das "Chefschlafzimmer" - das Ding an der Wand ist eigentlich eine Art Periskop wie bei U-Booten, zum Oben-Herausschauen, wäre aber in echt hier nicht in Betrieb gewesen
natürlich musste ich fragen, ob der Chef diese in sein Bett hineinragende Kurbel abnehmen konnte, ja, klar, konnte er
hier nur mal eine Ansicht, wie relativ hoch die Decke war, sonst hätte ich mich hier nicht aufhalten können, rechts ein Bord mit Gewehren und Gasmaskenbehältern
die Munitionskammer - hier durfte wegen Explosionsgefahr kein Strom/Licht installiert sein
gegenüber der Waffenkammer wieder so ein verengter Einstieg zu einem weiteren Geschützraum
hier ist kleineres Gerät und leichtere Armierung installiert gewesen, es war die seitliche Verteidigung des Bunkers
von hier sieht man auf die Treppenstufen, die zum Bunkereingang führen
nun noch was extrem klaustrophobisches: der Notausgang! Ja, sowas gab es auch
so sieht er bei geöffneter Klappe aus, Tür kann man bei der Höhe wohl nicht sagen
es ist nicht mehr als ein Kriechgang, der mehrfach gesichert war: zu vorderst waren Steine aufgeschichtet, einfach aus dem Grund, dass sich niemand ungehört und unbemerkt davon machen konnte, dahinter sieht man Metallteile, die nur so nach vorne herausgezogen werden konnten
nach oben war der Schacht dann mit Kies gefüllt, so dass man nach dem Entfernen der Steine und der Metallschieber auch noch den ganzen Kies nach innen in den Bunker schaufeln musste, huh nein, das darf ich mir gar nicht vorstellen, hier durchkriechen zu müssen
dieses Plakat sollte der Beruhigung der Bunkerinsassen dienen, bei Beschuss muss es extrem laut gewesen sein
noch mal einen Schritt zurück in den Hauptgeschützraum, der zur Straße hin zeigt: hier ist eine dicke, schwere Panzertür installiert, sie hat im oberen Teil auch eine Öffnung, aus der man hinausschießen konnte, falls der Bunker gestürmt worden sein sollte
auf meine Frage, warum diese Tür so wie eine norddeutsche "Klontür" aus zwei Teilen besteht, die man separat öffnen kann, erhielt ich die plausible Erklärung, dass, falls Trümmerteile den Ausgang versperrten, man wenigstens noch den oberen Teil öffnen und hinausklettern konnte - wirklich alles extrem bis ins Detail durchdacht
die Gasmaskenbehälter auf dem Gewehrständer im Flurbereich
der gemeinnützige Verein, der den Bunker gemietet hat und instand hält, veranstaltet im Mai wieder einen Tag der offenen Tür, wo sogar noch mehr zu sehen sein soll als dieses Mal - was ich mir zwar nicht vorstellen kann, aber ich denke, ich werde mir auch das noch anschauen gehen:
http://www.westwall-saar.de/main.php?view_site=start